BMW 7er, Mercedes S-Klasse: Test, Motor, Diesel, Preis
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Luxus mit Diesel: Mercedes S-Klasse trifft auf BMW 7er
Nächste Runde im Duell der deutschen Luxuslimousinen. Diesmal mit Diesel: Mercedes S 400 d gegen BMW 740d – wer holt heute den Sieg?
Platz 1 mit 588 von 800 Punkten: BMW 740d xDrive. Alte Schule im allerbesten Sinn, schrieben wir zuletzt. Stimmt. Barocke Limousine mit Temperament und klasse Antrieb.
Platz 2 mit 583 von 800 Punkten: Mercedes S 400 d 4Matic. Hier haben tatsächlich nur die Preise entschieden. Elegante Limousine mit tollem Komfort und feinem Diesel.
Bei Einrichtung und Infotainment der Mercedes S-Klasse stimmt alles
Gediegen: In der S-Klasse genießen wir puren Luxus und das sehr gute Infotainment namens MBUX.
©Tom Salt / AUTO BILD
Auch beim Stil der Einrichtung fahren die beiden auf unterschiedlichen Wegen. Mercedes hat ja für die neue S-Klasse das große Besteck ausgepackt. Das Interieur ist komplett neu, purer Luxus mit der Betonung aufs Infotainment. Hochwertiges Material, aufwendig verarbeitet. Mit bildschönen digitalen Instrumenten und dem riesigen 12,8-Zoll-OLED-Bildschirm in der Mitte. Der liegt perfekt zur Hand, reagiert schnell, die umfangreichen Menüs sind logisch strukturiert. Und, falls das eine Rolle spielt: Der Benz hat einfach mehr Platz als der BMW, bietet auf allen Plätzen eine größere Bewegungsfreiheit. Das fällt besonders im luftigen Fond auf. Klar, auch der 7er ist großzügig geschnitten, aber gerade hinten eben nicht ganz so üppig wie die S-Klasse. Edel eingerichtet ist er auch, doch das Cockpit wirkt verschachtelter und weniger elegant, der 10,25-Zoll-Touchscreen irgendwie winzig.
Der Reihensechser-Diesel im BMW 7er überzeugt mit Laufkultur
Außergewöhnlich geschmeidig: Dass im Bug des 7ers ein Diesel arbeitet, merkt man tatsächlich kaum.
©Tom Salt / AUTO BILD
Und die seltsamen, schlecht ablesbaren Sichel-Instrumente sind sowieso aus der Zeit gefallen. Wieso kann man die eigentlich nicht umprogrammieren? Im S 400 d gibt es schließlich auch vier unterschiedliche Layouts und drei Modi dazu. Doch mal abgesehen davon: Das iDrive-System ist nach wie vor der Maßstab, hat im Laufe der Jahre an Funktionen zugelegt und nicht an Bedienfreundlichkeit verloren. Angetrieben wird der 740d vom 3,0-Liter-Reihensechszylinder mit 340 PS. BMW hat ihn in seiner neuesten Auflage mit Mildhybrid-Technik und 48-Volt-Startergenerator ausgestattet. Der liefert, zum Beispiel beim Anfahren, einen zusätzlichen elektrischen Boost von 11 PS. Dieser 3,0-Liter-Reihensechser war ja schon immer ein wunderbares Stück Maschinenbau, und er ist es jetzt erst recht. Er startet betont sanft – dank des Startergenerators – und läuft für einen Selbstzünder außergewöhnlich geschmeidig. Nach Diesel klingt er dabei wirklich nur entfernt, säuselt stets wohlig-warmherzig, etwas dunkel. Er hat jede Menge Kraft und kann richtig zupacken.
Die Fahrleistungen des BMW-Flaggschiffs sind eindrucksvoll
Luxus mit Lust: Auch der große 7er gefällt uns mit viel markentypischer Freude am Fahren.
©Tom Salt / AUTO BILD
Der 740d stürmt in sehr eindrucksvollen 5,0 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Wie stets spielt die hellwache ZF-Achtstufen-Sport-Automatik (300 Euro) hervorragend mit, reagiert schnell und sanft. Interessant auch noch der Verbrauch: Der 7er begnügte sich mit bemerkenswerten 7,0 Litern, der Benz verbrauchte mit 7,7 Litern etwas mehr. Wie schon beim V8 überrascht das Temperament des BMW, immerhin ja eine 2,1 Tonnen schwere Luxuslimousine. Luftfederung und Allrad sind Serie, der Test-740er besaß noch das Executive Drive Pro Paket (2950 Euro) mit Wankstabilisierung. So liegt er wuchtig auf der Straße, fährt sich aber bemerkenswert wach und lebendig, wirft sich fast schon spielerisch in die Kurven. Ein Schlachtschiff, aber wendig. Ihren Anteil daran hat die erstaunlich feste und, für einen aktuellen BMW, gar nicht nervöse Vierrad-Lenkung (Serie) mit ihrem direkten Ansprechverhalten.
Im Mercedes finden wir einen tiefenentspannten Gleiter
Großer Genuss: Widriges Geläuf meistert die S-Klasse noch ein wenig entspannter als der 7er.
©Tom Salt / AUTO BILD
Im Mercedes liefert der 2,9-Liter-Reihensechser 330 PS. Er startet zwar etwas rauer als der BMW – Mildhybrid-Technik ist (noch) nicht dabei – läuft aber ähnlich kultiviert und vibrationsarm. Dabei klingt er sehr angenehm, etwas heller als der BMW, beide Autos bleiben herausragend leise. Auch der Benz tritt wuchtig an und zieht sehr stämmig durch, reagiert insgesamt aber verhaltener, nicht ganz so kraftvoll und lebensfroh wie der BMW. Den Sprint auf 100 km/h erledigt er in 5,6 Sekunden. Die Neunstufen-Automatik ist in guter Form, ruckelt aber ab und zu mal – etwa beim Rangieren – und schaltet weniger entschlossen als der BMW. Die S-Klasse, ebenfalls mit Allrad und Luftfederung serienmäßig, fährt sich gediegen, seriös und hochkomfortabel. Die Luftfederung reagiert, besonders auf kurze Stöße, noch mal behutsamer als im 7er, sanft wogend gleitet der Benz auch über widriges Geläuf. Das ist weder wolkig noch watteweich, sondern einfach nur tiefenentspannt. Die Lenkung spricht präzise an und liefert eine warmherzige Rückmeldung. Zumal mit der Zehn-Grad-Hinterachslenkung (1547 Euro) fährt sich der S 400 d bemerkenswert handlich.
*Weitere Informationen zum offiziellen Kraftstoffverbrauch und zu den offiziellen spezifischen CO2-Emissionen und gegebenenfalls zum Stromverbrauch neuer Pkw können dem “Leitfaden über den offiziellen Kraftstoffverbrauch” entnommen werden, der an allen Verkaufsstellen und bei der “Deutschen Automobil Treuhand GmbH” unentgeltlich erhältlich ist (www.dat.de).